(…) Ruth Schnell erforscht konsequent die Grenzen zwischen Realität und virtuellen Welten. Ihre Werkserie Beyond the Screen – All Targets Defined widmet sich den verborgenen Dimensionen von Bildern abseits ihrer vordergründigen Aussagen, die wir oft bereitwillig zu akzeptieren bereit sind. Durch das Offenlegen der wahren Intentionen und Interessen hinter der glänzenden Oberfläche der Screens lenkt die Künstlerin unsere Aufmerksamkeit auf die Geflechte der Manipulation, die unser Leben bestimmen, inklusive der Abwehrmechanismen zur Wahrung unseres Wohlstands. Die zwei ausgewählten Arbeiten zeigen eine Szene aus dem Krieg im Irak bzw. von der Grenze zwischen Europa und Marokko. In beiden Dyptichen sind die Zielobjekte klar definiert, wobei Sichtfeld und Schusslinie zusammenzufallen scheinen. Während unser Gespür vom grünlichen Ton der Bilder in die Irre geführt wird, sollen uns die über die LEDs vermittelten Informationen wieder zur Besinnung bringen.
Paradoxerweise können uns die Wörter nur en passant erreichen, nämlich, indem wir daran vorbeischauen. Ist es nicht bezeichnend für unsere Zeit, dass die Wahrheit nur ans Licht kommt, wenn man sich bemüht, nicht das sehen zu wollen, was wir sehen sollen?
Christoph Thun-Hohenstein