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Sprache Sehen, 1996-1998

Computergesteuerte interaktive Lichtinstallation
HTL Bregenz (A), Zubau Baumschlager / Eberle, Wettbewerb, Realisierung 1996-1998

12 Leuchtstäbe mit je 64 LEDs, Mikroprozessoren, Eproms, Steuercomputer, Terminal für Direkteingabe

Textredaktion und Sprachconsulting: Veronika Schnell
Projektassistenz: Martin Kusch
Elektronik: Alexander Pausch


In den drei Stiegenhäusern des Neubaus der HTL Bregenz wird in jedem der vier Stockwerk ein Leuchtstab mit roten LEDs angebracht. Aus einem Wortkatalog mit 600 Begriffen beziehen drei je einem Stiegenhaus zugeordnete programmierte „Satzmaschinen“ zweimal täglich per Zufallsgenerator grammatikalisch korrekte Kombinationen aus jeweils vier Wörtern. In dem Wortkatalog befinden sich Schlüsselwörter, die exemplarisch die Thematik von Fragmentierung und Neuzusammensetzung von Wirklichkeit behandeln. Er ist analog zu einem Sprachenkanon angelegt.

Die zwölf Stäbe generieren einen Text, der erst dem/der BetrachterIn in Bewegung deutlich wird. Die Trägheit der Netzhaut lässt Buchstabenfolgen vor Augen tanzen - aus einem bedeutungslosen „Zeichen“ ist plötzlich „Sprache“ geworden.

Über ein in der Bibliothek installiertes Terminal können die Schüler den Text eines Stabes umschreiben. Diese „elektronischen Graffitis“ ändern mit der Zeit den ursprünglichen Text.

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Der provozierende Einbruch des abweichend Neuen in den trauten Schoß des Geregelten wird aber so kaum gespielt. Paradoxerweise wird diese Absicht überwiegend unabsichtlich realisiert. Gerade das Unterschreiten der Grenzgeschwindigkeit zur vollständigen Worterkennung erzeugt laufend Unsinniges, mitunter zufällig Obszönes, dadaistisches Wortgestammel. Nicht grenzüberschreitende kreative Spracherweiterung ereignet sich, sondern Unterschreitung der Wortgrenzen, Wortzerfall in Buchstaben, Auflösung des Sprachcodes. Die Kommunikation läuft, "wenn es nicht läuft." Sprache sehen in ihrem Scheitern. Tieferes, Grundlegenderes erblicken. Darin zeigen, was dem Kunstwerk eigen, worauf es verweist, was es symbolisiert.

Erich Troy, in: Neubau Kunst Technik